Die ersten Wochen
Für den Anfang haben wir uns eine Airbnb-Wohnung ausgesucht – geräumig, komfortabel und vielleicht etwas kostspielig, aber genau das Richtige um sich wohl zu fühlen und anzukommen: fertig eingerichtet, gute Lage, mit Strom/Wasser/Heizung/Internet. Die Wohnung befindet sich in der Nähe der Altstadt von Lissabon, einem Viertel am Hafen, voller Charme und Geschichte.
Die ersten Tage in unserer neuen Heimat waren geprägt von auspacken, ausräumen, einräumen, sich zurecht finden und die Umgebung erkunden. Wir kennen dieses Viertel zwar schon ein wenig aus vorherigen Aufenthalten, doch jetzt haben wir ganz andere Bedürfnisse. Wo kann man was einkaufen, wo ist der näheste Ikea oder Baumarkt oder wo kann man lecker frühstücken. Und natürlich auch, wo parken wir unser Auto?
Nach diesen ersten Herausforderungen haben wir uns ein paar Tage wirklich voll auf die Stadt einlassen können, sind stundenlang spazieren gegangen und haben uns kulinarisch verwöhnen lassen – also sozusagen ein bisschen Urlaub gemacht.
Begegnungen mit neuen Freunden
Das Gesetz der Anziehung hat uns wieder einmal beschenkt. Und so sind wir hier in einem langjährigen Freundeskreis von Portugiesen und einem Grazer aufgenommen und herzlich empfangen worden. Es ist natürlich ein ganz anderes Gefühl, wenn es hier auch schon Menschen gibt, die du als Freunde bezeichnen kannst und die dir helfen wollen. So haben wir gemeinsam hier die Gegend erkundet mit Ausflügen nach Fatima, Nazaré, Aljezur, Sintra und Ericeira und haben uns das Land und seine Vielfalt, Kultur und Kulinarik, Mentalität und viel Wein näher bringen lassen. Dafür sind wir sehr dankbar.
Der nächste Zufall hat uns zu einem Sprachkurs hier geführt, was sich als wirklich sehr positive Wendung entpuppt hat. Wir waren dann zu viert, ein Lehrer und wir drei Schüler, an wechselnden Orten hier in der Stadt und haben gemeinsam Portugiesisch gelernt. Die liebe Yasmine ist nach vier Monaten wieder zurück nach Paris, und ich denke wir haben uns alle sehr ins Herz geschlossen und unsere gemeinsame Zeit sehr genossen. Also blieben nur noch José und wir beide übrig. Und José ist fantastisch! Mit Humor und fesselnden Geschichten bringt er uns die Sprache so bei, wie sie hier wirklich gesprochen wird. Wir geniessen nun zwei mal die Woche seine Gegenwart, die uns nicht nur sprachlich sehr bereichert.
Über einen Bekannten sind wir dann auf den Österreich-Stammtisch im Kaffeehaus aufmerksam geworden und waren bei der nächsten Versammlung auch gleich dabei. Schon lustig mitten in so einer internationalen Stadt mit Steirern, Kärntnern und Wienern zu reden und sich ihre Geschichten erzählen zu lassen. Auch das Wiener Schnitzel war sehr lecker. 😉
Meine Eltern haben uns auch zwei Wochen besucht. War sicher eine interessante Erfahrung für uns alle, wieder einmal unter einem Dach zusammen zu wohnen. 😉 Wir hatten eine sehr schöne Zeit hier, haben ein paar Sehenswürdigkeiten und die Stadt gemeinsam erkundet, machten auch einen Ausflug der Küste entlang zum westlichsten Punkt Europas, haben gut gespeist und Weihnachten gemeinsam gefeiert. Ihnen hat Portugal auch sehr gut gefallen und sie wollen noch mehr davon sehen. 🙂 Das Wetter war zwar sehr wechselhaft, aber das hat uns nicht weiter gestört. Wir wussten, dass es in Lissabon ein mildes Klima gibt, das uns das ganze Jahr über begleiten wird. Und die verregneten Tage nutzten wir um online nach einer Wohnung zu suchen.
Die Suche nach Wohnung und Studio
Es ist nicht immer alles nur sonnig, es gibt auch Höhen und Tiefen. Wir waren zum Beispiel beide krank, abwechselnd und zugleich. Die letzten Monate waren für uns doch super anstrengend, kräfteraubend und sehr emotional – ich denke unsere Körper brauchten einfach mal eine Pause. Auch die Suche nach Wohnung und Studio war sehr mühsam. Wir haben uns gefühlte sieben Millionen Wohnungen online auf hunderten Plattformen angeschaut, einige in die engere Auswahl aufgenommen, auf jedes Detail geachtet und sie dann wieder verworfen.
Da bin ich schon ein paar mal verzweifelt in dem Glauben, dass es nicht gibt, was wir suchen und uns zugleich auch leisten können. Wir haben zwischendurch auch sicher zehn Wohnungen vor Ort besichtigt und waren noch immer nicht ganz glücklich mit dem Angebot. Ausserdem rückte der Tag der Entscheidungen immer näher, wir mussten Ende Jänner aus der Airbnb Wohnung raus. Noch länger zu mieten wäre finanziell einfach nicht sinnvoll gewesen, und um nicht drei mal siedeln zu müssen wäre eine fixe Entscheidung halt schon auch super. Darüber hinaus hatten wir für Ende Jänner auch bereits Flüge nach Österreich gebucht um unsere ganzen Sachen, Möbel etc. nachholen zu können. Noch nicht wissend wohin damit und überhaupt mit welchem Transportmittel?? Also viele wichtige und kurzfristige Entscheidungen die sehr Kräfte zehrend waren. Und das zum Teil voll krank.
Das positive an den vielen Besichtigungen war, wir konnten so viele verschiedene Vierteln und Facetten der Stadt kennen lernen und etwas tiefer eintauchen. Ausserdem trifft man dabei viele Menschen und auch jeder Makler hat eine kleine Geschichte zu erzählen.
Endlich gefunden!
Es hat sich dann endlich eine sehr schöne, grosse und auch leistbare Wohnung aufgetan – und das auch noch in einer super Lage! Vermittlerin und Vermieter waren beide sehr sympathisch und super bemüht, es hat sich einfach rundum sooo gut angefühlt. Wir haben Ende Jänner unterschrieben.
Viele weitere bürokratische Termine folgten: Steuernummer, Strom, Wasseranschluss, Internet, Bankkonto, Wohnsitzanmeldung … Dabei war unser Freund Miguel super hilfreich und immer zur Seite, wenn wir ihn brauchten. Da klappt natürlich vieles gleich leichter, wenn jemand die Sprache gut spricht. Wir sind ihm sehr dankbar für alles!
Und meine „alte Schmiede“ in Leibnitz? Nun, ich vermisse sie ein klein wenig, doch sie dient uns immer noch als Lager und ab und an auch als Fotostudio, wenn wir in Österreich sind. Das Studio hat mich über viele Jahre hinweg begleitet und viele unvergessliche Erinnerungen geschaffen.
Lissabon, wir sind bereit für ein neues Kapitel in unserem Leben!
